Für Obst und Gemüse sind die Marktbeschicker aus der Region Experten. Auf den Märkten im Kreis Gütersloh und im Kreis Warendorf geben sie ihren Kunden wertvolle Tipps zur Lagerung und Verwertung der Produkte. Je nach Saison suchen wir uns eine Sorte Obst oder Gemüse heraus und sammeln wissenswerte Informationen für Sie.
Spezialitäten aus der Soester Börde und dem Münsterland vermarktet Wolfgang Nordhues. Direkt vom Erzeuger zum Kunden. „Der Mensch ist, was er isst“, hat der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach (1804 bis 1872) gesagt, und „das bringt es auf den Punkt“, findet Wolfgang Nordhues. Er ist Inhaber eines Hofs in der Oelder Bauerschaft Keitlinghausen und damit eines Familienbetriebs, der seit fast 100 Jahren in der Region Inbegriff für Handel mit frischem Obst und Gemüse ist. Längst gehört nicht nur die regelmäßige Präsenz auf Wochenmärkten, sondern auch ein reichhaltig bestückter Hofladen sowie ein 24-Stunden-Automat ebenso zum Angebot wie ein Lieferservice und das Konzept „Firmenobst“.
„Genuss zum Mitnehmen“ heißt das Motto für den Hofladen von Nordhues in Oelde. Das erntefrische Angebot umfasst Kartoffeln, Salate, saisonal variierende Gemüse und Früchte aus der Region. Von den Erzeugern gelangen die Produkte täglich frisch in den Hofladen an der Keitlinghauser Straße 3.
„Volles Aroma und beste Qualität sind so garantiert“, betont Wolfgang Nordhues. Aber woran kann der Verbraucher diese Qualität erkennen? „Es geht um Frische und Haltbarkeit. Bei unseren Erdbeeren zum Beispiel heißt das: Heute gepflückt und morgen im Verkauf“, versichert der Chef. Durch die Umgehung von Großmärkten und Minimierung der Transportwege sei die Ware im Hofladen oder auf den Wochenmärkten zwei oder drei Tage früher beim Verbraucher als das Produkt beim Discounter.
„Fleischkauf ist Vertrauenssache“, weiß der 56-Jährige und versichert, dass die Partnerbetriebe des Hofs auf das Tierwohl achten und nachhaltig arbeiten. Leckere Grillwürstchen finden so genauso ins Sortiment wie die küchenfertige Hühnersuppe. Regionale Landwirte „aus vertrauensvollen Quellen“, wie Nordhues sagt, liefern Milch, Joghurt und Käse und täglich frische Eier. Regionale Spezialitäten wie Dinkelnudeln oder Stromberger Pflaumenaufstriche sind ebenfalls in den Regalen des Hofladens zu finden.
Seit mehreren Generationen beschickt die Familie aus der Oelder Bauerschaft Keitlinghausen Wochenmärkte, aktuell die in Beckum und Oelde. Was Wolfgang Nordhues daran besonders schätzt, ist der direkte Kontakt zum Verbraucher. Man kennt sich, schätzt sich und kommt gern und locker ins Gespräch: „So haben wir immer die direkte Rückkopplung vom Kunden und können deren Wünsche und Anregungen umsetzen.“
Obst- und Gemüseanbau sowie Viehbestand haben den Hof der Familie Nordhues seit Generationen geprägt. Anton Nordhues fuhr bereits im Jahr 1926 erstmals zum Beckumer Markt, um eigene Erzeugnisse und die seiner Nachbarn anzubieten. Auf dem Markt hat er übrigens auch seine Frau kennengelernt. Seit 1950 wurde das Geschäft ausgebaut durch den Zukauf von Erzeugnissen regionaler Lieferanten. Das Sortiment wurde zudem um weitere Obst- und Gemüsesorten aus nationalem und internationalem Handel ergänzt, um die Nachfrage bedienen zu können und den Markt ganzjährig zu beschicken. Von September 1950 bis 2014 war die Familie Nordhues auch auf dem Wochenmarkt in Ahlen vertreten.
Im Jahr 1974 übernahmen Heinz und Anni Nordhues, die Eltern des aktuellen Inhabers, offiziell den Hof. Auch wenn der Eigenanbau von Obst- und Gemüse 1975 eingestellt wurde, blieb der Anspruch, qualitätsvolle und vor allem regionale Produkte anzubieten und heimische Erzeuger dadurch im Verkauf zu unterstützen. Noch heute verfolgen Heinz (89) und Anni (87) Nordhues, die im Juni das Fest der diamantenen Hochzeit feiern, mit großem Interesse die Entwicklung des Hofs und stehen mit Rat und Tat zur Seite.
Mit Wolfgang Nordhues übernahm 2001 die dritte Generation den Obst- und Gemüsehandel sowie den Hof. Mit ihm wuchs der Großhandel. Der Zukauf über den Großmarkt wurde abgelöst durch Eigenimporte. „Das garantiert Qualität, Frische, Flexibilität und ein breites Angebot“, sagt Wolfgang Nordhues: „Mein Herzblut hängt an regionalen Erzeugnissen.“ Ein breites Sortiment nicht nur an Kartoffeln und Erdbeeren gehört auch heute noch zum Kerngeschäft. Sieben Festangestellte und zwei Dutzend Aushilfen tragen ihren Teil dazu bei, dass alle Räder ineinandergreifen.
Mit Stolz blickt der Familienbetrieb Nordhues – Wolfgang Nordhues‘ Lebensgefährtin Monika Lüdeke sowie seine Söhne Robin (21) und Felix (20) sind immer zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird – auf die Vielzahl der Lieferanten. Fast 20 kleine und größere Betriebe liefern regionale Frische mit kurzen Fahrwegen aus dem ländlichen Umland von Beckum, Oelde, der Soester Börde und dem Münsterland.
Zum Konzept des Hofs gehört auch alle drei Jahre eine Einladung zum öffentlichen Hoffest. Mehr als 2000 Besucher aus dem weiten Umkreis, schätzt der Inhaber, seien im Mai nach Keitlinghausen gekommen. Und da gab’s nicht nur Frisches zum Essen, sondern auch Historisches zum Staunen, nämlich Erntegeräte von anno dazumal und jede Menge alte Traktoren. Die sind nämlich das große Hobby von Wolfgang Nordhues. Aber das ist eine andere Geschichte.
Kontakt
Nordhues
Keitlinghauser Straße 3, 59302 Oelde
Telefon: 02522 2465
E-Mail: info@nordhues-oelde.de
Internet: www.nordhues-oelde.de
Öffnungszeiten:
Hofladen: Di.– Fr. 14.30–18 Uhr, Sa. 9–13 Uhr und 24h-Lebensmittel-Automat
Text: Peter Wild, Fotos: Gabi Wild (6), Familie Nordhues, Reimann
Es ist Samstagvormittag. Der Vorsatz: Heute bleibt die Küche kalt. Der Gütersloher Wochenmarkt verspricht Abwechslung in der Speisekarte. Emsige Händler breiten ihre Waren aus. Die einen Kunden schlendern neugierig über den Platz, die anderen hasten eilig am Angebot vorbei. Vor dem mobilen Essensstand von Patcharakhamol Hahn hat sich eine kleine Schlange gebildet – nicht ungewöhnlich, denn auf dem Marktgeschehen ist der Foodtruck der gebürtigen Thailänderin, die dort allerlei warme Köstlichkeiten aus ihrem Heimatland anbietet, ein echter Geheimtipp. Die Küche zu Hause kann kalt bleiben.
Viele Kunden sind regelmäßig da. Während sich an den Markttagen unter der Woche vor allem die Berufstätigen in der Mittagspause in der Gütersloher Innenstadt treffen, kommen samstags die Freunde der thailändischen Küche vermehrt von außerhalb. Zu ihnen gehört an diesem Morgen auch Jörg Meier. Gleich drei Frischhaltebehälter hat er zum Verkaufsstand mitgebracht.
Dort lässt der Familienvater aus Rheda-Wiedenbrück das Mittagessen abfüllen: Für sich und seine Frau gibt es eine Reissuppe mit Huhn, die Tochter hat sich für Frühlingsrollen entschieden. „Wenn es zeitlich für uns klappt, kommen wir samstags extra dafür nach Gütersloh“, erklärt Meier, während er die gefüllten Behältnisse aus den Händen von Patcharakhamol Hahn entgegennimmt. Seine Frau musste krank zu Hause bleiben – und freut sich auf das exotische Gericht. „Die Suppe wird ihr guttun“, ist sich Meier sicher und gerät ins Schwärmen. „Es wird frisch gekocht, es schmeckt wunderbar. Wir lieben die thailändische Küche.“
Auch die Familie Vecernik aus Oelde-Stromberg lässt sich regelmäßig das asiatische Essen schmecken. An diesem Morgen steht die Nudelsuppe mit Garnelen, Lauchzwiebeln, Nüssen, Sprossen und Möhren auf der Speisekarte. „Sehr lecker“, urteilt Mirko Vecernik, während Tochter Hannah sich lieber mit ihrer Mutter Stefanie eine Portion gebratener Nudeln teilt: „Die Suppe ist mir zu scharf.“
Über die positiven Reaktionen ihrer Gäste freut sich Patcharakhamol Hahn am meisten. „Ich möchte möglichst authentische Speisen aus meinem Heimatland anbieten“, sagt die 43-Jährige, die in Phetchaburi am Golf von Thailand geboren wurde und mit ihrer Tante wegen der besseren Bildungschancen in das 170 Kilometer entfernte Bangkok gezogen war. Dort hatte sie Pharmazie studiert und in dem Bereich gearbeitet, ehe sie vor zwölf Jahren ihren Ehemann Marcus Hahn aus Gütersloh kennenlernte. Das Paar lebte drei Jahre zusammen in Bangkok und heiratete.
Als Tochter Mali eingeschult werden sollte, entschloss sich die junge Familie, nach Ostwestfalen zu ziehen. Dort arbeitete Patcharakhamol Hahn zunächst bei dem auf dem Wochenmarkt bekannten Foodtruck eines Thailänders mit. Als dieser in den Ruhestand ging und in sein Heimatland zurückkehrte, übernahm sie den Stand. „Damit bin ich immer auf dem Wochenmarkt auf dem Berliner Platz“, ergänzt Patcharakhamol Hahn, die von allen nur Ploy gerufen wird. Seit einem Jahr betreibt sie fußläufig vom Marktplatz entfernt in der Hohenzollernstraße zusätzlich das Thai-Restaurant „Mein Thai Streetfood“.
Mit ihrem eigenen Foodtruck möchte die 43-Jährige ihren Kunden original thailändische Spezialitäten näherbringen. „Ich habe immer gerne für meine Familie gekocht“, erklärt sie. In ihrer Heimatstadt geht man oft außerhalb essen. Nur wenige Thailänder kochen zu Hause. Stattdessen kaufen die Einheimischen ihr Essen auf der Straße oder lassen sich in Restaurants verwöhnen. „Das Leben findet draußen statt und nicht in der Wohnung“, ergänzt Ehemann Marcus. Auch daran musste sich der 40-Jährige gewöhnen, als er aus der vergleichsweise kleinen ostwestfälischen Kreisstadt in die Metropole im Königreich Thailand mit ihren mehr als zehn Millionen Einwohnern zog.
Nicht wegzudenken im Stadtbild seien die berühmten Streetfood-Anbieter, die für wenig Geld zwar kleinere, aber ausreichende Portionen anbieten. Dieses Konzept haben die Hahns übernommen. „Das sind genau die gleichen Gerichte, die wir jetzt auf der Karte haben“, sagt „Ploy“ Hahn. Bangkok-Ente, gebratene Nudeln, Rotes Curry, Reisgerichte oder scharfe Suppen gehören dazu.
An Markttagen sind die Hahns frühmorgens auf den Beinen, während die Angestellten die Speisen vorbereiten. „Das Restaurant ist für uns Gold wert“, erklärt Marcus Hahn. „Das Geschäft macht wirklich Spaß und funktioniert, weil wir einen guten Standort haben, authentisch sind und eine familiäre Atmosphäre innerhalb des Teams haben.“
Bald soll ein weiterer Wagen angeschafft werden, der auch auf den Wochenmärkten in Verl und eventuell Rheda-Wiedenbrück stehen soll.
Kontakt & Marktzeiten
Mein Thai - Unique Streetfood
Wochenmarkt Gütersloh: Dienstag, Donnerstag und Samstag 11-15 Uhr
Restaurant: Hohenzollernstraße 13, 33330 Gütersloh, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11-15 Uhr und Dienstag bis Samstag 17-22 Uhr
E-Mail: kontakt@meinthai.com
Telefon: 05241-2207997 (ab 11/ 17 Uhr), WhatsApp 0176-40131988 (ganztags) für Bestellungen und Tischanfragen
Text und Bilder: David Inderlied
Michelantonio Di Cristo verkauft seit Jahrzehnten Textilien auf Märkten. Diese Tradition wird aussterben, sagt er. Auf drei Metern Kleiderstange hat er Anfang der 1990er-Jahre auf den Märkten in der Region seine ersten Textilien angeboten. „Früher gab es weniger Auswahl und man hat Artikel teilweise jahrelang zum Kauf angeboten“, erzählt der Textilkaufmann aus Warendorf. „Heutzutage ändert sich die Mode schneller, jetzt haben wir andauernd neue Artikel.“ Das Angebot ist groß. Auf dem Oelder Wochenmarkt hat er an diesem Freitag zahlreiche Kleiderständer, runde und längliche, unter freiem Himmel und unter einem großen Schirm aufgebaut. Die Marktbesucher kommen zum Stöbern vorbei. Ingrid Schuhmacher aus Beckum ist eine davon.
„Ich bin jeden Freitag hier. Das ist der schönste Markt“, meint die 47-Jährige. Sie gehört zu Michelantonios Stammkunden. „Ich liebe das hier, einfach so durchzustöbern und man kennt alle.“ Nachdem sie mehrere Kleiderständer mit Damenmoden durchgegangen ist, sich Farben, Schnitte und Qualität genau angeschaut hat, steht sie mit ein paar Pullovern auf dem Arm da. Michelantonio Di Cristo hat gerade eine andere Kundin fertig bedient und kommt zu ihr. Der 65-Jährige ist von der alten Schule. Zuvorkommend hält er der Beckumerin den Spiegel hin. Ein Lächeln, kompetente Beratung und ein nettes Gespräch gibt es dazu.
Beschweren will sich Michelantonio Di Cristo nicht, betont er, aber realistisch sein: „Die großen Onlineshops sind tödlich für unser Geschäft.“ Den traditionsreichen Textilhandel auf Märkten sieht er aussterben. „Das Geld bleibt nicht hier, wo es den Menschen Arbeit gibt“, bedauert er mit Blick auf den Onlinehandel. Stammkundin Marita Raupach sagt: „Online – mein Ding ist das nicht“, während sie sich eine Strickjacke betrachtet. Der Textilkaufmann hilft ihr höflich in die Ärmel. „Ich probiere die Kleidung gern an, fühle und gucke, wie sie verarbeitet ist“, erläutert die 73-jährige Oelderin. „Ich möchte hier in der Stadt einkaufen. Es wäre schade, wenn die Märkte nicht mehr wären.“
Ein Ladenlokal zum Verkauf von Textilien zu eröffnen sei für Michelantonio Di Cristo, der vor 47 Jahren als junger Mann von Italien nach Deutschland gekommen ist, nie infrage gekommen. Er sieht Vorteile bei der Preisgestaltung, da er keine Miete und keine Heizung zahlen braucht. So kann er sich auch gut auf die alte Markttradition einlassen, dass Kunden anfangen zu handeln. Für ihn gehört das dazu. „Aber es ist ein Unterschied, ob man es frech oder nett macht“, betont er.
Michelantonio Di Cristo hat seine Textilien früher in Städten im Umkreis von 130 Kilometern verkauft, war auf vielen Jahr- und Krammärkten präsent. Heute konzentriert er sich auf die Wochenmärkte, ist dienstags und donnerstags in Oelde und mittwochs und samstags in Rheda anzutreffen. Traditionell beteiligt er sich noch mit einem Stand am Fettmarkt in Warendorf und bei der Wiedenbrücker Herbstkirmes. In der Regel ist er als Marktbeschicker allein unterwegs. Manchmal erfährt er Unterstützung aus der Familie.
Viele Kunden stöbern an diesem freundlichen Herbsttag, an dem der Himmel über Oelde mal grau und mal blau ist, durch das umfangreiche Angebot an Oberbekleidung – Hosen, Pullover, Westen, Jacken, Jogging- und Schlafanzüge wechseln den Besitzer. Für jeden Geschmack und jedes Geschlecht scheint etwas dabei zu sein. Nach der Mittagszeit endet das Markttreiben in der Innenstadt. Alles, was der Warendorfer Textilkaufmann früh am Morgen aufgebaut hat, verschwindet wieder in seinem Bulli.
So macht er es seit mehr als vier Jahrzehnten. Kein eigenes Ladenlokal. Keine anderen Waren. Michelantonio Di Cristo liebt den Handel mit Kleidung. Das ist das, was ihn beruflich erfüllt, weil es einhergeht mit vielen netten, zum Teil nachhaltigen Begegnungen.
Kontakt:
Textilkaufmann Michelantonio Di Cristo
Milter Straße 16
48231 Warendorf
Telefon: 0157/59666177
E-Mail: dicristo59@gmx.de
Marktzeiten:
Wochenmarkt Oelde: dienstags und freitags von 7 Uhr bis 12.30 Uhr;
Wochenmarkt Rheda: mittwochs und samstags von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr.
Text und Fotos: Conny Kingma