Das Tier im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens. Wir stellen kreative Köpfe vor: Friedel Kreuzberg.
Er ist gelernter Maschinenbauer, war Soldat, Extremkletterer, Bergretter und Drachenpilot. Friedrich „Friedel“ Kreuzberg hat die Welt bereist, machte Station in Ostafrika und Kanada und lebte dort unter Indianern und Inuit. Trotz seiner vielseitigen Interessen und eines bewegten Lebens, hat er sich eines immer bewahrt: die Liebe zur Natur. „Natur ist für mich eine Religion“, sagt Kreuzberg.
Wildschweine, Dachse, Dackel und Fasane – es sind vor allem Tiermotive, die es dem Künstler angetan haben. Eindrucksvoll und mit unglaublich feinem Pinselstrich gibt Kreuzberg seine erlebten Motivwelten, die ihn unter anderem auf seinen Reisen nach Kanada beeindruckten, fotorealistisch wieder.
1942 in Düsseldorf-Eller geboren, interessierte sich der Maler, Grafiker und Bildhauer bereits im zarten Alter von sechs Jahren für die Natur und die Malerei. Immer wieder zog es ihn zu einer Galerie in der Rheinmetropole, in der Naturdarstellungen ausgestellt waren. Schließlich besorgte sich Friedrich Kreuzberg ausrangierte Tapetenbücher, deren Rückseite er als Zeichenblatt nutzte. „Die ersten Buntstifte hat meine Mutter auf dem Schwarzmarkt für mich besorgt.“ Als Teenager verdiente er sich sein Material dann selbst – als Radschläger auf der Düsseldorfer „Kö“.
Das ist jetzt alles mehr als 30 nationale und internationale Ausstellungen her. Auch wenn sich Kreuzberg immer noch ganz bescheiden „Hobbymaler“ nennt, so ist er dennoch in der Kunstszene kein Unbekannter. Er ist Kind der ersten Stunde der mittlerweile aufgelösten Ahlener „Künstlergruppe 94“ und Mitbegründer des Kunstfördervereins „Pit-Weber-Stiftung“ in Oelde. Durch seinen damaligen Mentor und Lehrer Professor Alexander Kwiatkowski fand Friedrich Kreuzberg seinen Weg in den Fotorealismus.
Als Künstler und vor allem Ästhet alter Schule lässt sich Friedel Kreuzberg hingegen nicht gern in eine Schublade stecken. „Wenn ich Lust auf Farbe habe, dann greife ich eben in den Farbeimer.“ Neben der Malerei fertigt Kreuzberg, immer auf der Suche nach der ästhetischen Form, Zeichnungen, Radierungen und auch Plastiken an. Mit seinen Werken will er den Betrachter auf die Schönheit der Natur aufmerksam machen, ihn aber auch kritisch auf ihre Zerstörung hinweisen. „Im Grunde genommen bin ich durch und durch ein Grüner.“ Seine Werke scheinen auf den ersten Blick harmonisch, greifen jedoch nicht selten aktuell brisante Themen auf: die Zerstörung der Natur.
Immer wieder arbeitet Kreuzberg – häufig auf den ersten Blick nicht sichtbar – große und kleine Fundstücke in seine Bilder ein. Und so brachte eines Tages ein „Seesack voller Steine und sonstigem Krempel“ den Künstler arg ins Schwitzen. Nicht etwa, weil er schwer daran zu tragen gehabt hätte. Vielmehr verunsicherte ihn eine jamaikanische Zollbeamtin, die ihn mit unbequemen Fragen löcherte. So wollte diese unter anderem wissen, was er denn mit Federn, Knochen, Holzstücken oder eben besagten Steinen so alles anstellen wolle. Mit seinen Antworten schien die Zöllnerin zufrieden zu sein, denn sie ließ ihn schließlich mitsamt seinem kuriosen Gepäck unbehelligt von dannen ziehen. Doch nicht nur Fundstücke aus der Natur finden sich in den Kreuzbergwerken wieder.
„Als Künstler hat man ja viel Korrespondenz.“ Kein Wunder also, dass der Maler auch Postmarken für sich entdeckt hat. „Jede Briefmarke hat ja eine Vita. Sie überbringt gute wie auch schlechte Nachrichten“, wird Kreuzberg philosophisch. Besonders Marken von Leuchttürmen haben es ihm angetan, aus denen er neue Werke komponiert. „Das hat für mich einen gewissen Erholungswert, da die Bilder insgesamt kleiner sind“, sagt der junggebliebene 80-Jährige.
Zum regelrechten Kulturtreffpunkt ist sein Atelier an der Oststraße in Warendorf geworden. Über vier Etagen finden sich dort Collagen, Skizzen, großformatige Gemälde von Tieren, Pflanzen und Landschaften, Federzeichnungen, Skulpturen und dergleichen mehr. Gerne empfängt der Maler und Grafiker hier seine Gäste und zeigt seine Werke, dank bester Vernetzung, einem internationalen Publikum, dass unter anderem aus Frankreich, Irland oder den Niederlanden anreist. Gerne wird dann auch mal der Tisch mitten auf der Straße, direkt vor seinem Domizil aufgebaut. Bei einem Gläschen Rotwein und Kerzenschein in den Abendstunden lässt es sich dort vortrefflich über Kunst austauschen. Und wenn es mal frisch ums Näschen wird? „Dann trinken wir ein Gläschen Rotwein mehr“, lacht der Künstler.
Friedrich Kreuzberg
Oststraße 29 in Warendorf
Mobil: 0171 6509821
E-Mail: friedrichkreuzberg@gmx.de
Internet: kreuzbergkunst-de.jimdofree.com
Text und Fotos: Andreas Poschmann
Das Tier im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens. Wir stellen kreative Köpfe vor: Wolfgang Lamché.
In der Region und auch darüber hinaus ist er bekannt, wie der sprichwörtliche bunte Hund. Im weitesten Sinn beschäftigt sich Wolfgang Lamché unter anderem mit ebendiesem. „Viecher“ nennt der Ennigerloher Künstler seine Tierskulpturen, die mal groß, mal klein den Betrachter entzücken. Und „Viecher“ ist nicht despektierlich gemeint. Im Gegenteil. Wolfgang Lamché schätzt Tiere, er liebt sie und das sieht man seinen Skulpturen an. Der Ennigerloher Bildhauer hat sich in der Kunstwelt über Jahrzehnte hinweg einen Namen gemacht.
Einerseits begeistern die Tierdarstellungen des 75-Jährigen, andererseits sind es seine einzigartigen Lichtschwingen aus Edelstahl, die das Licht reflektieren und so eine faszinierende Wirkung ausüben, die ihn weltbekannt gemacht haben. Beispielhaft stehen dafür seine wunderschönen abstrakten Bronzen. Sein Skulpturengarten in Ennigerloh, den zahlreiche Tiere aus Bronze bevölkern, ist weit über die Grenzen der Drubbelstadt hinaus bekannt. Seine Werke werden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt – auf der Expo 2000, bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, in New York, Montreal und auch in Hongkong.
Der Reihe nach. 1947 erblickt Wolfgang Lamché in Hamm das Licht der Welt. Als Schüler verdingt er sich bei einer Werbeagentur und verdient dort nicht nur sein erstes Geld, sondern erhält einen tieferen Einblick in die Welt der Grafik und der künstlerischen Gestaltung. Nach der Reifeprüfung 1966 studiert der junge Lamché in Münster Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität. Sein Studium finanziert sich der Ennigerloher durch die Arbeit bei einem Steinmetz in Ahlen.
Doch so wirklich gefällt ihm sein Studium nicht. „Ich habe rasch festgestellt, dass Betriebswirtschaftslehre für mich nichts ist“, sagt Wolfgang Lamché. Eine Lehre zum Steinmetz scheint ihm, wie sich auch später bestätigen soll, seinen Neigungen und Talenten viel eher zu entsprechen. Offenbar hat es Lamché ziemlich eilig, seine Expertise voranzutreiben, denn die Meisterprüfung schließt er bereits nach vier Jahren ab.
Seit 1970 lebt und arbeitet Lamché als Bildhauer und Objektkünstler in Ennigerloh. „Mir war von Anfang an klar, dass es in die Kunst gehen soll und schon damals war ich Mitglied im Kreiskunstverein Beckum-Warendorf.“ Seine Ehefrau Ulla, sagt Lamché, habe ihn in seinen Vorhaben immer unterstützt. „Vor 35 Jahren war ich dann so weit, dass ich glaubte, von der Kunst leben zu können. Mit meiner Frau zusammen hat das dann auch geklappt.“ Nebenbei hatte der Ennigerloher eine zweite Firma, die sich auf die Restaurierung unter anderem von Wegekreuzen und Skulpturen aus Baumberger Sandstein spezialisierte.
Und das vormals ungeliebte Studium der Betriebswirtschaftslehre soll sich noch auszahlen. Denn was nützt die schöne Kunst, wenn sie den Mann, respektive die Familie, nicht ernähren kann. „Können allein reicht nicht aus. Man muss sehr fleißig sein“, sagt Lamché. Als weiteren wichtigen Baustein seiner Künstlerkarriere nennt er die Präsenz. „Man muss sich, beziehungsweise seine Arbeiten auch zeigen.“ Früh während seiner Schaffenszeit zeigt der Künstler daher seine Arbeiten nicht nur in der eigenen Hausausstellung, sondern ebenso im In- und Ausland.
Die ersten „Viecher“ entstehen bereits in den Anfangsjahren als Auftragsarbeiten – ein Erpel und eine Ente. Wenig später kreiert er eine große Vogeltränke aus rotem Wesersandstein, verziert mit einem bronzenen Pfau. Mittlerweile hat Lamché einen ganzen Zoo mit mehr als 200 Tierskulpturen angefertigt. „Jedes Viech ist eine Herausforderung. Details sind mir hier besonders wichtig.“ In der Tat. Wer seine „Viecher“ genauer unter die Lupe nimmt, wird feststellen, dass die Bronzeskulpturen ihren lebenden Artgenossen unfassbar ähnlich sind, ja fast sogar lebendig erscheinen. Durch seine reiterlichen Aktivitäten in jungen Jahren hat der Künstler selbstverständlich einen besonderen und tieferen Zugang zum Thema Pferd. Viele Pferdeliebhaber lassen sich daher auch von dem Bildhauer ihren Liebling in Bronze anfertigen.
Lamché-Kunstwerke gibt es nicht nur weltweit zu sehen, sondern ebenso in unserer Region. Die Gänsepassage in Oelde oder der Teufelsbrunnen und die beiden Schweinchen auf dem Ennigerloher Marktplatz sind nur einige seiner zahlreichen Arbeiten, die im hiesigen öffentlichen Raum die Menschen erfreuen. Die Stadt Rüthen hat zwei Esel bekommen und das Deutsche Olympische Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf einen Jubiläumsstein zum 100-jährigen Bestehen – nebst einer Ausstellung im Museum Historisches Rathaus ebenda. Dauerausstellungen unterhält der Künstler unter anderem auf Juist, Sylt, am Gardasee sowie in
Wolfgang Lamché
Bildhauer
Ostenfelder Straße 32, 59320 Ennigerloh
Telefon: +49 (0) 2524 75 00
E-Mail: info@lamche.com
Text und Fotos: Andreas Poschmann, Fotos: Andreas Poschmann, privat
Ob Ritterburg, Beißring, Kinderstuhl oder Hus: Als eine der letzten Firmen in Deutschland produziert Familie Stock Holzspielzeug
Eine Bandsäge kreischt, die Absauganlage donnert gnadenlos, ein elektrischer Hobel lässt bei Materialkontakt das Blut in den Adern gefrieren. Feiner Staub wirbelt durch die Luft, zu allem
Überfluss tönt Bluesrock in Megadezibilstärke aus den Lautsprecherboxen. Iris und Norbert Stock schieben konzentriert ein stattliches Stück Holz gemeinsam durch die Maschine. Ein prüfender Blick.
Kontrolle, dann kehrt auf Knopfdruck Ruhe ein. Hör- und Mundschutz werden beiseitegelegt. Was wie überdimensionale Mikadostäbe wirkt, ist geformte Meterware für Naturholzstühle.
Kinder, die einen neugierigen Blick in Werkstatt und Lager in Stromberg werfen, laufen Gefahr, sich dort in ihren Träumen zu verlieren. Raumgröße und ruhende Maschinen üben eine Faszination auf
Mädchen und Jungen aus. Puppenstuben, Ritterburgen, Laufräder und Greifigel stapeln sich in Regalen. Kaufläden, die die Scheitelhöhe ihrer jungen Betrachter überragen, sind auf dem Boden
platziert und locken verführerisch: „Komm, spiel mit mir!“ Selbst Frühstücksbretter „Made in Stromberg“ erinnern an Grisu und Co.
In dem von außen unscheinbaren Gebäude in Stromberg, das mit seiner Wilder-Wein-Fassade Hänsel-und-Gretel-Romantik transportiert, werden Kinderträume wahr. Iris und Norbert Stock scheinen Kindern
Wünsche von den Augen abzulesen – und nicht nur denen. Das Ehepaar betreibt in Stromberg die Madera Spielzeug-Manufaktur – eine von insgesamt noch fünf, die ausschließlich in Deutschland
Holzspielzeug produzieren. Der Name passt: Das Ehepaar erledigt jeden Handgriff an den Gegenständen aus Holz selbst: Manufaktur ist hier ein Markenzeichen und nicht ein Namens-Anhängsel, mit dem
Wichtigtuer nach außen der Strickpullovergeneration nachweinen.
Die Firma ist eine Herzensangelegenheit. Das wird sofort klar. Iris streichelt behutsam einen Laufdrachen, der gerade noch im Regal zwischen Igel und dem „kleinen Stromberger“, ein mini
Holzpferd, um Beachtung buhlte. „Rund, warm, aus Eschenholz“, beschreibt sie das Spielzeug, das für Babys gedacht ist. Massiv und mit Leinöl behandelt. Ideal und absolut gefahrlos für den
Nachwuchs, bei dem alles Ertastete den Weg unweigerlich zum Mund findet. „Völlig unbedenklich“, ergänzt Norbert Stock, „ein Begleiter der Kids beim Zahnen.“ Die Zertifizierungen belegen, dass
Madera Spielzeug höchsten ökologischen und gesundheitlichen Vorgaben gehorcht. Überdies unterstützen zahlreiche Spielgeräte therapeutische Anwendungen. Fast logisch, dass Madera regionale
Rohstoffe bevorzugt und seit längerer Zeit die benötigte Energie komplett selbst produziert.
„Unser Holzspielzeug erfüllt höchste ökologische Kriterien“, sagt Norbert Stock beiläufig. Kunststoff, gesteht der 63-Jährige, kommt ihm nicht ins Haus. Holz ist für den gelernten Werkzeugmacher
nicht nur schnödes Herstellungsmaterial, sondern eine Weltanschauung, die er mit seiner Frau Iris teilt. „Holz atmet, Holz lebt, Holz hat Charakter. Das spürt man“, sagt sie mit Überzeugung und
einem Hauch Respekt. Gegenstände aus Holz sind langlebig, ein weiterer Vorteil gegenüber der Massenware aus Kunststoff. Norbert Stock tritt umgehend den Beweis an: Ein Schaukelpferd und ein
Puppenhaus haben 40 Jahre auf dem Buckel und sind „intensiv bespielt worden“. Zustand: tadellos. Ein weiterer Vorteil: In der Regel lässt sich ein Holzprodukt reparieren.
„Unsere Produkte sind unlackiert, geölt und können deshalb bedenkenlos in den Mund genommen werden“, gibt das Ehepaar einen Hinweis auf die Homepage, in der Transparenz großgeschrieben wird.
Bunte Spielzeuge finden Interessenten auch dort im mit 800 unterschiedlichen Artikeln bestückten Madera-Shop. Die farbigen Exponate stammen aus anderen Betrieben, die ausnahmslos den
Madera-Standards genügen müssen. Auch hier gilt Offenlegung der Herstellung und Herkunft.
Bleibt noch die Frage, was sich hinter der Bezeichnung Madera verbirgt? Holz heißt auf Spanisch Madera, lautet die Erklärung. „Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn jemand im Holzgewerbe
selbstständig ist und den Hausnamen Stock trägt“, konstatiert der Firmenchef mit einem schelmischen Blinzeln, „da musste ich kreativ werden“.
Madera-Manufaktur
Borgfeld 8, 59302 Oelde-Stromberg
Mobil: 0174 6749007
E-Mail: norbertstock@gmail.com
Internet: www.madera-spielzeug.de
Öffnungszeiten Werkstattladen:
Montag bis Freitag 10 bis 12 sowie 15 bis 17 Uhr
Zur Weihnachtszeit Samstag von 10 bis 11 Uhr geöffnet.
Gegebenenfalls klingeln.
Text und Fotos: Axel Ebert