Seit 1987 ist der Eichenhof in Everswinkel-Wieningen Sinnbild der Gastlichkeit. Er gilt als einer der ersten Lokale seiner Art im Münsterland. „Wir haben viele Stammgäste“, sagt der Chef des Eichenhofs, Reinhold Schlüter. „Auch von weiter weg – aus Dortmund zum Beispiel, aus Hamm und aus Münster natürlich.“ Die wenigsten Ausflügler kämen zufällig vorbei, die meisten steuerten den Eichenhof gezielt an.
Offensichtlich vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Radtour zu dem alten westfälischen Hof führt – wie in der Vergangenheit etwa die des Heimatvereins Clarholz oder der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung St. Pankratius in Ahlen-Vorhelm. Fotos im Internet erzählen davon. An diesem Tag ist es eine Gruppe Motorradfahrer aus verschiedenen Städten der Umgebung, die an dem großen Tisch im Biergarten Platz nimmt und die Köpfe über die Speisekarte beugt.
Sehr idyllisch liegt das Anwesen wenige Kilometer südlich der Gemeinde Everswinkel zwischen Freckenhorst und Hoetmar. Man muss schon genau aufpassen, um an der Landstraße in der Bauerschaft Wieningen das bescheidene Holzschild nicht zu übersehen. An der Gabelung der Schnellstraße geht es rein und der abgelegene Hof taucht auf.
Ruhig ist es im und um das schlütersche Anwesen an diesem Mittwochnachmittag. Auf einer großen eingezäunten Wiese picken Hühner vor sich hin, liegen Damhirsche im Gras, ein Pfau stolziert umher und lässt sich dann gefällig auf einem dicken, heruntergefallenen Baumast nieder – vermutlich sein Stammplatz. Auf dem Grün nebenan ist ein Spielplatz eingerichtet – mit ein Grund für Familien, immer wieder mit ihren Kindern herzukommen.
Auch wenn das Wetter an diesem Tag gar nicht mal so gut ist und die Sonne nicht scheint, ist ein großer Teil der Tische im Biergarten besetzt. Es wird Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Vor allem aber – und das auch schon am Nachmittag – wird immer wieder das Gleiche aus der Küche nach draußen getragen: selbst gebackenes Brot mit Schinken und weiteren Zutaten wie Tomaten, Gurken, Spiegelei oder Pumpernickel. „Das ist unsere Spezialität“, sagt Schlüter mit Blick auf die Teller stolz. Vor allem das Brot aus dem alten Ofen.
Reinhold Schlüter blickt über die Tische und muss erst einmal durchzählen. „Wir haben hier draußen etwa 50 Plätze“, sagt er. Drinnen seien es noch einmal so viele. Im Bauernhof sind sie auf verschiedene Räume aufgeteilt, die von der Diele (mit Herdfeuer) abgehen. Kleine Stuben mit Eichentischen, hübschen Tischdecken und Bienenkörben, die zu Lampenschirmen verarbeitet wurden. Die rustikalen kleinen Räume sind so familiär eingerichtet, dass das Gefühl aufkommt, im eigenen Wohnzimmer zu sitzen.
Reinhold Schlüter führt das Bauernhofcafé erst seit kurzer Zeit. Betrieben hatte es – seit 1987 – seine Mutter. Maria Schlüter starb am 3. Februar mit 94 Jahren. Ihr Porträt und ein Schwarz-Weiß-Foto mit ihren Kindern Werner, Reinhold, Antonia, Ursula und Annette sind in einem Raum neben der Bauerndiele aufgestellt. Die Erinnerung an den ehemaligen Mittelpunkt der Familie scheint ganz wach. Man merkt, dass die „Seele des Hauses“ noch nicht lange fort ist.
Seine Mutter sei es gewesen, die den Begriff „Bauernhofcafé“ geprägt hat. „Er ist hier entstanden“, erzählt ihr Sohn. Landgasthöfe – ja, die habe es damals auch schon gegeben, „aber der Eichenhof ist wohl das erste Bauernhofcafé im Münsterland“.
„Das Steinofenbrot – das ist eine Spezialität nach alten Rezepten meiner Mutter“, erzählt Sohn Reinhold. Es wurde immer in „Marias eigener Backstube“ im 100 Jahre alten Ofen produziert – und wird es weiterhin. Die Arbeit hat jetzt der Sohn übernommen.
Eichenhof Schlüter
Wieningen 9
48351 Everswinkel
Telefon: 02528 1838
E-Mail: eichenhof-schlueter@t-online.de
Internet: www.eichenhof-schlueter.de
Öffnungszeiten:
Außer montags und dienstags ist täglich geöffnet, auch an Sonn- und Feiertagen. Mittwochs, freitags, samstags, sonn- und feiertags wird um 9.30 Uhr geöffnet. Falls Frühstück gewünscht wird,
bittet das Haus eine vorherige Anmeldung. Donnerstags sind Gäste ab 14 Uhr willkommen. Auch größere Gesellschaften wie Reisegruppen sollten sich anmelden. Im Januar und Februar macht das
Bauernhofcafé im Eichenhof Winterpause.
Text: Andrea Kutzendörfer, Fotos: Kutzendörfer/Schlüter
In der idyllischen Patthorst im ostwestfälischen Steinhagen steht ein Hexenhaus. Obwohl es nicht aus Kuchen und Zucker besteht, fasziniert das Fachwerkhaus aus Sandstein und animiert jedes Wochenende zahlreiche Gäste zu einem Besuch. Seit 15 Jahren betreibt Eckhard Brinkmann das Kaffee Hexenbrink. Hier trifft rustikaler Stil auf gemütliches Ambiente – beim Betreten der großzügigen Räumlichkeiten blicken Besucher in die Augen von dekorativen Miniatur-Hexen, die an den Wänden auf ihren Besen verharren. Was es mit dem magischen Motto auf sich hat? Das weiß Eckhard Brinkmann auch nicht genau. „Möglicherweise haben sich hier in der Vergangenheit Hexenverbrennungen zugetragen“, sagt der Cafébetreiber mit einem Schmunzeln. Dass ein Sandberg in der unmittelbaren Nähe einst die Bezeichnung Hexenbrink trug, sei jedoch kein Märchen.
Zwar begegnet den Gästen im Café die ein oder andere Magierin, die Giebel und Fensterbänke zieren, doch verhext ist das kulinarische Angebot keinesfalls. Statt in Kesseln wird fleißig in den Kochtöpfen gerührt und anstelle von Zaubertränken wird frisch gezapftes Bier kredenzt. Westfälische Spezialitäten treffen auf altbewährte Klassiker. „Sonntags bieten wir ein Frühstücksbüfett an“, sagt Brinkmann. „Ansonsten haben wir selbst gebackene Kuchen und Torten.“ Seine Frau ist gelernte Konditorin und backt jede Leckerei mit viel Leidenschaft. Besonders der Stachelbeer-Baiser-Kuchen habe viele Gäste überzeugt. Doch nicht nur der süße Zahn wird befriedigt, auch deftige Hausmannskost steht auf der Speisekarte. Von Hamburgern, Schnitzeln – selbstverständlich handgeklopft –, Bratkartoffeln mit Würstchen oder Schweinemedaillons. „Was immer gut läuft, ist der westfälische Kastenpickert“, sagt der Betreiber. Zubereitet werden die Gaumenfreuden von einem alten Freund von Brinkmann. Zehn Jahre war der Koch Klaus Lukarsch im Paulaner-Keller des Kempinski-Hotels in Peking Küchenchef. Auch in Singapur schwang er den Kochlöffel, bis es ihn zurück in die ostwestfälische Heimat zog und er nun die Gäste des Kaffees Hexenbrink mit seinen Kochkünsten beglückt.
Viele Zutaten stammen direkt vom eigenen Feld, das sich hinter dem Hof erstreckt. Für die Ernte und Pflege der Pflanzen ist Eckhard Brinkmanns Schwester zuständig. Silke Brinkmann wacht über die Gemüse- und Obstvielfalt und kümmert sich um den saisonalen Ertrag der Kürbisse, Zucchini, Salatköpfe, Kräuter und Kohlrabi. Bei den Brinkmanns wächst und gedeiht eine bunte Vielfalt. „Aber immer nur in der Saison, versteht sich“, sagt die Gärtnerin. „Im Herbst habe ich Pflaumen, Äpfel und Birnen.“ Dieses Jahr werde die Ernte gut ausfallen, sagt Silke Brinkmann mit Zuversicht. „Jetzt fängt die Blüte an und die nächsten zehn Tage gibt es keinen Frost.“ Gute Voraussetzungen für die Köstlichkeiten, die aus der Ernte im Café entstehen werden.
In ihrem Hofladen, der sich direkt gegenüber vom Café befindet, bietet die gelernte Floristin zahlreiche Produkte an. Kränze aus Trockenblumen zieren die Wände, Honiggläser stapeln sich pyramidenförmig auf den Tischen und eingemachtes Gemüse lädt dazu ein, probiert zu werden. Bunte Farben, Lichtelemente und glänzende Dekoration machen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. „Mein Hofladen ist ein beliebtes Fotomotiv“, sagt Silke Brinkmann, die Freude darüber ist kaum zu überhören.
Im Kaffee Hexenbrink wird trockenen Kehlen Abhilfe geschaffen. „Wir bieten den Original-Hexentrunk an“, sagt Eckhard Brinkmann über sein Getränkeangebot. Dabei handelt es sich um einen dunklen Kräuterlikör. Brinkmann zieht eine weitere Flasche aus dem Regal. „Das ist Patthorster Waldgeist und nur etwas für Profis.“ Der hochprozentige Ingwerschnaps stamme von Dreesbeimdieke in Isselhorst. Besonders stolz ist der Gastgeber auf sein Bier, für dessen Beschaffung keine Kosten und Mühen gescheut werden. Das Kreuzberger Klosterbier holt Brinkmann eigens von dem 928 Meter hohen Kreuzberg in der Rhön.
Das Café hat das ganze Jahr geöffnet. Im Winter knistert das Feuer im Kamin, im Sommer kann die Sonne im Biergarten genossen werden.
Kaffee Hexenbrink
Patthorster Straße 93
33803 Steinhagen
Telefon: 05204 995768
E-Mail: hexenbrink@gmx.de
Internet: www.kaffeehexenbrink.de
Öffnungszeiten: Das Kaffee Hexenbrink serviert (nach Anmeldung) sonntags von 10 bis 12.30 Uhr ein großes Bauernfrühstücksbüfett. Die regulären Öffnungszeiten sind freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 20 Uhr und sonntags von 10 bis 20 Uhr. Kaffee Hexenbrink hat außerdem an Feiertagen von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Der Hofladen hat freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr, sowie sonntags von 11.30 bis 16.30 Uhr.
Text und Fotos: Betty Roggenkamp
Wanderer, kommst du nach Drensteinfurt, dann kehre bei Paula May ein. Die süßeste Versuchung seit ...
„Guoden dag all bineene!“ Der fröhliche Spruch auf dem Holzschild am Eingang des Hofcafés May in Drensteinfurt wirkt einladend. Dieses „alle miteinander“ ist Café-Chefin Paula May wichtig. Sie mag das Gemeinsame. Ihre Familie, mit der sie zusammen auf dem landwirtschaftlichen Hof lebt und arbeitet, nennt sie augenzwinkernd auch den Clan. Sie erzählt am Kamin stehend, an dem sie selbst am liebsten sitzt, von der familiären Atmosphäre, die hier im Laufe der Jahre entstanden ist und die sie bewahren will.
„Es soll nicht zu voll werden“, sagt sie und hofft auf Verständnis. Zu viele Gäste auf einmal, Hektik, Gedränge, Servicekräfte, die in Stress geraten – all das ist nicht ihr Ding. Man merkt ihr an, dass sie da bei aller Freundlichkeit auch nicht mit sich diskutieren lässt.
Der Landwirtschaftsbetrieb May ist sechs Kilometer südlich des Wersestädtchens Drensteinfurt zwischen Mersch und der Bauerschaft Ameke gelegen. „Hier hat schon immer ein Bauernhof gestanden“, erzählt Paula May. Seit 500 Jahren ist er in Händen der Familie und seit 2011 in denen ihres jüngsten Sohnes Carl-Hendrik, der Agraringenieur ist. Ihre Töchter interessierten sich nicht für den Betrieb, während er ein Faible für die Landwirtschaft habe. Nachwuchs für einen Fortbestand des Betriebes in kommender Generation ist bereits vorhanden.
Paula May ist als Chefin des Bauerncafés, das mit rustikalem Charme und einem Hauch Eleganz eingerichtet ist, unter anderem fürs Backen zuständig, für Brot, Brötchen, Kuchen und Plätzchen. Sonntagmorgens ab 9.30 Uhr bereitet sie denen, die sich vorab angemeldet haben, ein Frühstück oder besser gesagt einen Brunch zu. In der Zeit von etwa 13 Uhr bis 17 Uhr können Gäste für Kaffee und Kuchen auf ihrem Spaziergang oder ihrer Radtour einkehren, wann immer sie möchten. Lässt das Wetter es zu, wird auch draußen serviert, Holztische und Korbmöbel stehen am Haus.
„Viele Gäste kommen regelmäßig“, erzählt Paula May, die mit ihrem Selbstgebackenem auch auf zwei Wochenmärkten steht – freitags in Sendenhorst und samstags in Ahlen. Deshalb wechselt ihr Angebot an Kuchen auch oft, es sollen nicht so oft die gleichen in der gläsernen Theke stehen, findet sie. Für jeden Sonntag fabriziert sie – je nach Jahreszeit – drei bis vier Köstlichkeiten: Friesentorte mit Pflaumenmus, Erdbeertorte oder im Winter Waffeln mit viel Zimt.
Selbst gemachtes Brot, Brötchen und Torten kommen auf die Tische des Hofcafés, auch Marmeladen aus der eigenen Produktion – Kreationen wie Erdbeere mit grünem Pfeffer, Pflaume-Schoko, Bratapfel-Zimt, Orangen-Marmelade. Das alles wird auch im Hofladen verkauft, den Schwiegertochter Simona May unter ihre Fittiche genommen hat. Paula May hat ihn lange geführt, wollte nach dem Tod ihres Mannes aber kürzertreten und übergab das Geschäft 2020 an die junge Frau, die ebenfalls Agraringenieurin ist.
Ein Großteil der im Hofcafé verwendeten Waren sind aus eigener Produktion, selbstverständlich auch die Eier der Freilandhennen aus dem Mobilstall. Dazu kommen Fleisch- und Wurstwaren, denn der Familienbetrieb hat ganz auf Stroh-Schweine (nach den Auflagen der Initiative „Tierwohl“) und Geflügel umgestellt.
Hofcafé May
Ameke 71, 48317 Drensteinfurt
Telefon: 02387/432
E-Mail: info@hofmay.de
Internet: www.hofcafé-may.de
Öffnungszeiten: Das Hofcafé May serviert (nach Anmeldung) sonntags ab 9.30 Uhr einen Brunch und jeden Sonntagnachmittag (ohne Anmeldung) ab 13 Uhr Kaffee, Kuchen und deftige Schnittchen. Hofladen und Hofmetzgerei sind donnerstags von 13 bis 17 Uhr, freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 8 bis 12 Uhr und sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet sowie auf Anfrage. Wochenmarkt: Sendenhorst (freitags) und Ahlen (samstags).
Text: Andrea Kutzendörfer, Fotos: Noah Wedel, Hof May