Im Wald duftet es nach Kaffee

Das Alte Pfarrhaus in Halle-Hörste ist ein Kleinod. Ilka Bischoff schuf den Wohlfühlfaktor an historischem Ort. Umgeben von hochragenden Baumstämmen lauschen Wanderer dem Vogelgezwitscher, während sie Schritt für Schritt über den raschelnden Laubboden gehen. Dreißig Minuten Fußweg vom Wasserschloss Tatenhausen entfernt entfaltet sich in einer Lichtung eine malerische Szenerie. Eine sandfarbene Kirchenfassade und ein senfgelbes Fachwerkhaus präsentieren sich im barocken, und dennoch schlichten Baustil. Dort steht ein weiteres 1849 errichtetes Gebäude: das Alte Pfarrhaus von Stockkämpen im Haller Ortsteil Hörste. Einst von Geistlichen bewohnt, weht heute der Duft von frischem Kaffee und Kuchen durch die historischen Mauern. Ilka Bischoff, eine ehemalige Bielefelderin, mietet seit 2019 das Alte Pfarrhaus und hat es in ein einladendes Café verwandelt.

Die Geschichte der kirchlichen Anlage um das Café reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die Reformation prägte seinerzeit als religiöse Erneuerungsbewegung Deutschland und mündete schließlich in die Gründung der evangelischen Kirche. Katholische Familien wie Korff-Schmiesing (Schloss Tatenhausen) und Wendt (Schloss Holtfeld) errichteten zu der Zeit zwischen ihren Anwesen eine Kirche, ein Schulhaus und eine Kapelle. Bis heute finden Gottesdienste in der Kirche statt. Der Friedhof mit seinem Mausoleum birgt zudem historisch bedeutsame Grabmäler. Eingebettet von zahlreichen Bäumen erweckt das gesamte Kirchengelände den Eindruck wie in einem Märchen.

Für Bischoff begann die Geschichte des Cafés, als sie bei der Zeitungslektüre am Wochenende auf eine Immobilienanzeige des Alten Pfarrhauses stieß. Eine genaue Ortsangabe gab es nicht, nur ein Bild des Hauses und den Hinweis „Mitten im Wald in der Nähe von Hörste“. „Ich habe sofort versucht, auf Google Earth das Gebäude zu finden“, erzählt die 56-Jährige. Und es gelang. Gemeinsam mit Freunden fuhr Bischoff damals los, um sich das Objekt vor Ort anzusehen. „Ich war direkt verliebt“, schwärmt sie. „Kaum ausgestiegen, konnte ich die ruhige und idyllische Atmosphäre genießen.“ Sie wusste innerhalb weniger Minuten: „Das passt“. Die Kirchengemeinde Stockkämpen, in deren Besitz das Anwesen ist, war ebenso schnell überzeugt. Eine Weile später erfolgte die Eröffnung des Cafés am 1. Mai 2019.

Heute backt Bischoff Kuchen und Torten – besonders beliebt seien die Trümmertorte mit Erdbeeren und der Pastinakenkuchen – und eigenes Brot, bereitet Linsen-Curry zu und bietet verschiedene andere hausgemachte Kleinigkeiten an. Was auf der Speisekarte steht, ist saisonabhängig. Es gibt außerdem Kaffee- und Teespezialitäten, hausgemachte Limonaden und alkoholische Getränke. Es wirkt, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Dabei hatte die 56-jährige Inhaberin ein paar Jahre zuvor einen ganz anderen beruflichen Schwerpunkt. Sie studierte Wirtschaftsinformatik in Norddeutschland.

Das Alte Pfarrhaus bot die Möglichkeit, ihre Ideen für ein Café, die sie während ihrer Arbeit in der IT oft hatte, zu verwirklichen. Heute präsentiert Bischoff mit Stolz, was sie geschaffen hat: Öffnet man die hohen, weißen, verschnörkelten Türen, sieht man einen hellen Eingangsbereich mit hoher Decke. Der Boden besteht aus schwarz-weißen Fliesen, die an ein Schachbrett erinnern. Links steht eine alte Musikbox aus den 1950ern. Im Gastraum schaffen Tische und Stühle mit warmem Holz eine behagliche Atmosphäre. Eine alte Steinwand mit Holzdielen steht mitten im Raum, und schaut der Gast geradeaus durch das Fenster, sieht er durch eine weiße Holztür in den großzügigen Pfarrgarten mit der großen Terrasse, auf der bei schönem Wetter der Biergarten betrieben wird. An den Wänden der Gasträume hängen Gemälde. Alljährlich stellen Künstler ihre Werke in Bischoffs Café aus. Abgesehen von dem Alltagsgeschäft stellt Bischoff das Alte Pfarrhaus für Veranstaltungen zur Verfügung und richtet unter anderem mehrmals im Jahr auch Menüabende aus.

Café Altes Pfarrhaus
Eichenweg 27, 33790 Halle (Westfalen)
Mobil: 0178 8454083
E-Mail: info@cafe-altes-pfarrhaus.de

Öffnungszeiten:
Von März bis Dezember:
Samstag 14 bis 22 Uhr
Sonntag 12 bis 19 Uhr

Text und Bilder: Lara Tecklenborg


Für eine Geschichte in den Hühnerstall

Inmitten von Wiesen, umgeben von Bauernhöfen und Feldern, begleitet vom sanften Plätschern der Lutter, liegt das Café im Hühnerstall. Am Rand von Marienfeld offenbart sich ein Stück Landleben, das aus der Zeit gefallen scheint. Seit 2011 betreiben Katrin Magnus-Schürmann (58) und Josef Schürmann (59) das charmante Café, das sich unmittelbar neben dem Heimatmuseum von Marienfeld befindet. Das Paar schickt ihre Gäste während des Kaffeeschlürfens und Kuchenessens auf eine Zeitreise. Bereits beim Betreten des urigen Cafés reist der Gast ein paar Jahrzehnte mental zurück. Die Auswahl an Blickfängen könnte kaum größer sein.

Verschiedene Holzstühle mit Polstern aus Samt, bestickt oder mit Kissen und einzigartigen Verzierungen, Ölgemälde, eine Sammlung an Stickbildern, Schallplatten von Klassik bis Rock, Bücher, Kissen, Sofas, alte Kostüme, verzierte Schränke, bunte Teller, Teekannen, Tassen, Blumen und vieles mehr schmücken das Ambiente des Lokals. „Ich liebe das Traditionelle“, gesteht Katrin Magnus-Schürmann mit einem Lächeln. „In alten Sachen ist Leben. Sie erzählen eine Geschichte.“ Ihr gefällt die Fülle, die das Café ausstrahlt. „Unsere Gäste haben hier etwas zu schauen. Es wird nie langweilig.“ Das kleine Haus inmitten von Grün ist aktuell kein Hühnerstall mehr. Der Name ist heute noch Programm: Hühner haben sich in zahlreichen Ecken des Lokals versteckt: im Regal, auf dem Tisch oder draußen auf der Wiese. Allerdings gackern sie nicht mehr, denn sie sind aus Porzellan, Ton, Stoff oder Rost. „Das Gackern übernehmen jetzt unsere Gäste“, sagt Magnus-Schürmann schmunzelnd.

Die Inneneinrichtung besteht aus Leihgaben und Ausstellungsstücke aus dem benachbarten Museum. Als Beispiele dienen eine mit Delfter Porzellan bestückte Vitrine aus dem 18. Jahrhundert und ein gemütliches „Liebessofa“. Auch Gäste haben mit ihren Geschenken zu Dekoration und Ausstattung beigetragen.

Das Bestaunen der Bilder an den Wänden und der Sammeltassen kann hungrig machen. Magnus-Schürmann backt eine großzügige Auswahl an Kuchen. So gibt es mal Eierlikörkuchen, mal Mohn-Schmand-Kuchen, mal Apfel-Sahne-Kuchen oder Bienenstich, der zurzeit der Renner ist. Die Rezepte scheinen den Gästen zu schmecken. Magnus-Schürmann erzählt: „Ich werde oft gefragt: Der Kuchen schmeckt so gut, wie macht ihr das?“ Ihre Antwort darauf ist stets: „Mit ganz viel Liebe und noch mehr Butter.“ Die Zutaten sind frisch aus der Region. „Ich kaufe die Eier bei dem umliegenden Bauern“, sagt Josef Schürmann. „Auch die Wurst für das Frühstück und die Milch für den Kaffee und Kakao werden regional eingekauft.“

Das Hauptgeschäft sei das Frühstück. In Büfettform bereitet das Paar Leckereien für einen idealen Start in den Tag vor, darunter Rührei, Speck, Tomaten-Mozzarella-Salat, eine Fischplatte, Marmeladen und verschiedene Brote. Eine Speisekarte gibt es in dem Lokal nicht. „Wir bieten das an, was wir gerade im Kühlschrank haben.“ Bei Veranstaltungen sucht Magnus-Schürmann im Vorfeld das Gespräch mit den Kunden, um die Wünsche zu erfüllen. Die Getränkeauswahl reicht von Kaffee und Kakao bis zu Limo und Aperol Spritz.

Magnus-Schürmann ist stolz auf das, was sie gemeinsam mit ihrem Mann in den vergangenen zwölf Jahren geschaffen hat. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“, betont sie und fragt im selben Zuge ihren Mann: „Macht es dir denn auch noch Spaß, Josef?“ Der Schlosser nickt zufrieden und sagt: „Definitiv!“

Café im Hühnerstall
Lutterstrang 30, 33428 Harsewinkel
Telefon: 05241/340175
E-Mail: info@cafe-huehnerstall.de
Internet: www.cafe-huehnerstall.de

Öffnungszeiten:
Sommer (Mai bis Ende September):
Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonntag 13 bis 18 Uhr
Winter (Oktober bis Ende April):
Sonntag 13 bis 18 Uhr
Ab zehn Personen Frühstück mit Anmeldung.

Text und Fotos: Lara Tecklenborg


Wiege der Hofcafés steht in Wieningen

Seit 1987 ist der Eichenhof in Everswinkel-Wieningen Sinnbild der Gastlichkeit. Er gilt als einer der ersten Lokale seiner Art im Münsterland. „Wir haben viele Stammgäste“, sagt der Chef des Eichenhofs, Reinhold Schlüter. „Auch von weiter weg – aus Dortmund zum Beispiel, aus Hamm und aus Münster natürlich.“ Die wenigsten Ausflügler kämen zufällig vorbei, die meisten steuerten den Eichenhof gezielt an.

Offensichtlich vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Radtour zu dem alten westfälischen Hof führt – wie in der Vergangenheit etwa die des Heimatvereins Clarholz oder der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung St. Pankratius in Ahlen-Vorhelm. Fotos im Internet erzählen davon. An diesem Tag ist es eine Gruppe Motorradfahrer aus verschiedenen Städten der Umgebung, die an dem großen Tisch im Biergarten Platz nimmt und die Köpfe über die Speisekarte beugt.

Sehr idyllisch liegt das Anwesen wenige Kilometer südlich der Gemeinde Everswinkel zwischen Freckenhorst und Hoetmar. Man muss schon genau aufpassen, um an der Landstraße in der Bauerschaft Wieningen das bescheidene Holzschild nicht zu übersehen. An der Gabelung der Schnellstraße geht es rein und der abgelegene Hof taucht auf.

Ruhig ist es im und um das schlütersche Anwesen an diesem Mittwochnachmittag. Auf einer großen eingezäunten Wiese picken Hühner vor sich hin, liegen Damhirsche im Gras, ein Pfau stolziert umher und lässt sich dann gefällig auf einem dicken, heruntergefallenen Baumast nieder – vermutlich sein Stammplatz. Auf dem Grün nebenan ist ein Spielplatz eingerichtet – mit ein Grund für Familien, immer wieder mit ihren Kindern herzukommen.

Auch wenn das Wetter an diesem Tag gar nicht mal so gut ist und die Sonne nicht scheint, ist ein großer Teil der Tische im Biergarten besetzt. Es wird Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Vor allem aber – und das auch schon am Nachmittag – wird immer wieder das Gleiche aus der Küche nach draußen getragen: selbst gebackenes Brot mit Schinken und weiteren Zutaten wie Tomaten, Gurken, Spiegelei oder Pumpernickel. „Das ist unsere Spezialität“, sagt Schlüter mit Blick auf die Teller stolz. Vor allem das Brot aus dem alten Ofen.

Reinhold Schlüter blickt über die Tische und muss erst einmal durchzählen. „Wir haben hier draußen etwa 50 Plätze“, sagt er. Drinnen seien es noch einmal so viele. Im Bauernhof sind sie auf verschiedene Räume aufgeteilt, die von der Diele (mit Herdfeuer) abgehen. Kleine Stuben mit Eichentischen, hübschen Tischdecken und Bienenkörben, die zu Lampenschirmen verarbeitet wurden. Die rustikalen kleinen Räume sind so familiär eingerichtet, dass das Gefühl aufkommt, im eigenen Wohnzimmer zu sitzen.

Reinhold Schlüter führt das Bauernhofcafé erst seit kurzer Zeit. Betrieben hatte es – seit 1987 – seine Mutter. Maria Schlüter starb am 3. Februar mit 94 Jahren. Ihr Porträt und ein Schwarz-Weiß-Foto mit ihren Kindern Werner, Reinhold, Antonia, Ursula und Annette sind in einem Raum neben der Bauerndiele aufgestellt. Die Erinnerung an den ehemaligen Mittelpunkt der Familie scheint ganz wach. Man merkt, dass die „Seele des Hauses“ noch nicht lange fort ist.

Seine Mutter sei es gewesen, die den Begriff „Bauernhofcafé“ geprägt hat. „Er ist hier entstanden“, erzählt ihr Sohn. Landgasthöfe – ja, die habe es damals auch schon gegeben, „aber der Eichenhof ist wohl das erste Bauernhofcafé im Münsterland“.

„Das Steinofenbrot – das ist eine Spezialität nach alten Rezepten meiner Mutter“, erzählt Sohn Reinhold. Es wurde immer in „Marias eigener Backstube“ im 100 Jahre alten Ofen produziert – und wird es weiterhin. Die Arbeit hat jetzt der Sohn übernommen.

Eichenhof Schlüter
Wieningen 9
48351 Everswinkel
Telefon: 02528 1838
E-Mail: eichenhof-schlueter@t-online.de
Internet: www.eichenhof-schlueter.de

Öffnungszeiten:
Außer montags und dienstags ist täglich ­geöffnet, auch an Sonn- und Feiertagen. Mittwochs, freitags, samstags, sonn- und ­feiertags wird um 9.30 Uhr geöffnet. Falls Frühstück gewünscht wird, bittet das Haus eine vorherige Anmeldung. ­Donnerstags sind Gäste ab 14 Uhr willkommen. Auch größere Gesellschaften wie Reisegruppen sollten sich anmelden. Im Januar und Februar macht das Bauernhofcafé im Eichenhof Winterpause.

Text: Andrea Kutzendörfer, Fotos: Kutzendörfer/Schlüter